Von Galgos und Podencos - und deren Halter!

Mal wieder Zeit für was Hundiges – und über Menschen, insbesondere die beiden Rassen Homo Galgoholiker und Homo Podencotante. Ich sage es gleich, ich treibe es auf die Spitze 😉

Insbesondere als Mehrhundehalter entwickelt man doch so einige Marotten. Keiner weiss das besser als ich. Außer andere Mehrhundehalter 😀

Rückruf ist ja ein allseits beliebtes Thema bei allen Windhundhaltern. Haben doch Windhunde einen Radius, der weit vom normalsterblichen Hund abweicht und aufgrund ihrer explosiven Startgeschwindigkeit, sind sie oft schneller außer Sichtweite als der Mehrhundehalter seine Leinen, nach dem ableinen, vernünftig sortiert hat 😀

Somit wird bei beiden Haltergruppen gerne der Rückruf diskutiert und praktiziert, mit mehr oder weniger Erfolg.

Die Galgofrau geht folgender Maßen vor:

Mit möglichst schrillkindlicher Stimme TSCHÜSS XXX (XXX=Name des Hundes) schmettern. Dabei in die entgegengesetzte Richtung rennen, jedoch mit linksseitigem Schulterblick zum Hund. Wichtig, winken nicht vergessen. Ein Schnitzel um den Hals ist auch sehr hilfreich (nicht paniert, nicht gewürzt – sonst, ernsthafte Tierschutzkonsequenzen).

Rückruf bei der Podifrau: Entweder brüllt sie in den Wald das sich die Bäume vor Angst entblättern, oder sie schaut entgeistert aber still aufs Smartphone, um zu sehen wo der Podi inzwischen ist. Oft begleitet von einem leisen schluchzen. Rufen, schreien oder brüllen bringt ja nix (Podihalterin ab 3 Podis, also fortgeschrittene Halterinnen). Wenn gebrüllt wird, dann vor Wut. Manche halten das stillschweigen und aufs Smartphone starren der Podencofrau, für den Versuch den Hund auf telepatischem Wege zur Rückkehr zu bewegen.

Vorteil bei Galgos, diese sind zu 95 % innerhalb Minuten wieder da, oft genau da wo sie ausgebüxt sind.

Nachteil Podenco, der Podenco springt hoch, der Podenco springt weit, warum auch nicht, er hat ja Zeit – und dann steht man schonmal, auch bei Regen, 1,5 Stunden im Wald und verschiebt telefonisch alle nachfolgenden Termine auf andere Tage. Dafür muss dann die Oma, die seit 10 Jahren tot ist, zum x-ten Mal sterben und als Entschuldigung herhalten.

Die Podencofrau die noch nicht lange einen Podenco hat, formuliert im Geiste schon den Text für eine weltüberspannende Suchanzeige, in sämtlichen Hundegruppen auf FB. Entgegenkommende Spaziergänger werden darüber informiert, dass ein fledermausartiger Hund, ohne Flügel, ausgebüxt ist. Dieser ist jedoch harmlos, ist nur menschenscheu und lässt sich nicht anfassen – deshalb bitte nicht verfolgen, sondern eine der 10 Rufnummern informieren, die umgehend mitgeteilt werden, mit dem Hinweis diese auch ja abzuspeichern – ja, in 1,5 Stunden hat man halt mal Zeit für sowas 😉

Trefft ihr im übrigen eine Frau die gefesselt auf dem Waldweg steht mit ihren Hunden, ist es unter Garantie eine Podencofrau, Flexleinen sind eben nicht ungefährlich 😉 Trefft ihr eine Frau ohne Flexleine die verzweifelt guckt, könnte es durchaus eine Galgofrau sein – die Flexleine hängt dann am Hund der schon Richtung Timbuktu unterwegs ist. Die polternde Flexleine hinten dran als Laufmotivator.

Ihr merkt es schon, ich spreche überwiegend von Frauen. In der Tat bewege ich mich zu 99% unter Halterinnen beider Rassen. Allein lebende Männer mit mehr als 2 Hunden kenne ich gar nicht. Und bei Paaren gehören die Hunde in der Regel der Frau. Nichthundehaltende Männer denken jetzt sicher – oh, was für paradisische Zustände. Dazu muss ich sagen:

IHR HABT JA KEINE AHNUNG!

Auch die Mode kommt nicht zu kurz und das macht es dem verständnislosen Nichthundehalter, der in der Regel nicht fähig ist einen Podenco von einem Galgo zu unterscheiden, einfach. Man schaut einfach auf die Frauen und weiß sofort, ah, dass sind also Galgos oder Podencos. Die Podencofrau ist immer dreckig. Sollte der Hund fast so groß sein wie die Frau, handelt es sich in der Regel um einen Podenco Ibicenco. Wunderschöne Hunde, die gerne mal die Pfoten auf der Schädeldecke der Halterin abstellen oder diese einfach mal 50 m über den Acker schleifen, weil ein Häschen mit der Blume (das ist der Schwanz vom Hasen) gewunken hat. Auch sieht die Podencohalterin recht rustikal aus, Jacke in dunkel, Haare in strähnig, Gummistiefel oder sonstiges robustes Schuhwerk und Jeans, nein nicht von Jack Wolfskin, die Pfotenabdrücke auf der Hose sind von ihren Podencos . Erdiger Geruch, vermischt mit dem Duft von Fleischwurst, Käse und sonstigen Hundeleckerlis. Die Hunde erkennt man am Gras das aus der Schnauze hängt, sowie an den Dreckklumpen an der Nase und den Vorderpfoten. Im Prinzip tragen beide ca. 1 m² Ackerfläche mit sich herum 😉

Keine Regel ohne Ausnahmen, hat doch eine weibliche und geschätzte Podencokoryphäe schon bei Shopping Queen teilgenommen – nein, ich habs nicht gesehen, aber gehört 😉

Ganz anders die Galgoliebhaberin. Schick bis ins Detail, geschmückt mit Accessoires das jedem Modeschmuckhersteller die Tränen in die Augen treibt – vor Freude, aufgrund des getätigten Umsatzes. Auch zeigt die Galgofrau Humor – man sieht es an der stets aktuellen Windhundmode. Eines der wenigen Dinge am Hund die noch nicht geächtet sind, so wie z.b. Teletakt, Flexleinen und Stachelhalsbänder und Trockenfutter. Aber der Tag kommt vielleicht auch noch, wenn der erste Galgo unter Kevin Jumper und Anubis Wintermantel zusammen gebrochen ist, vor den Augen einer Tierschützerin.

Wie gesagt, Galgofrauen erkennt man am Chic. Der Hund ist schmückendes Beiwerk. Gerne hätte sie so elegante lange Beine wie der Hund, nur ohne Haare. Gassigang wird oft kombiniert mit Stöckelschuhen, bis sie das erste Mal auf den Boden der Tatsachen geholt wird – vom an der Leine hängenden und davonspurtenden Galgo, hier ähneln sich beide Halterinnengruppen. Der Galgo starrt in der Regel einfach durch Bewunderer durch oder rennt einem über den Haufen. Den Podenco sieht man meist nicht, weil er in einem Loch sitzt und buddelt, oder einfach gar nicht mehr in Sichtweite ist.

Auch machen Galgohalterinnen oft eine erstaunliche Karriere, haben erst einen, dann zwei Galgos, oft gefolgt von einem Halsband-, Mantel-, oder/und Futtershop. Dies wird oft damit begründet, dass es einfach günstiger ist einen Shop zu führen, als die Gesamtgarderobe als Endverbraucher zu erwerben. Ich muss gestehen, da ist was dran.

Grundausstattung für den Galgo, wenn man mal mich als Beispiel nimmt, pro Hund, versteht sich:

1 nicht so dicker Mantel, warm für den Übergang und wasserdicht.
1 dicker, warmer, wasserdichter Wintermantel für frostige Tage.
2 Kevin Jumper verschiedener Coleur.
1 Softshell Jumper in Neonfarben.
1 Softshell Regenjacke für kühlen Regen.
1 ungefütterte Regenjacke für Sommerregen.
1 Art Hausanzug mit Beinen für nach OP’s damit sie nicht an die Wunden kommen.

Macht bei 6 Hunden (bei mir) 48 Teile plus die zahlreichen Fehlkäufe, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde.

Begleitet wird das Ganze von mindestens 3 Halsbändern pro Hund (Frauen haben mehr, ich rede immer noch von mir), nicht mehr überschaubaren Leinen sowie 2 Medipacks mit Antiallergenspritze, Klammergerät und genug Material um Blutungen zu stillen.

Wie einfach haben es da doch Podifrauen mit der Grundausstattung vom Podi:

1 Wassernapf, 1 Futternapf, 4 Gps-Tracker, 28 Flexleinen, ungezählte Sicherheitsgeschirre in allen Farben und Grössen, samt eingestickter Telefonnummer in einer Größe die auch noch in 100 m Entfernung lesbar ist.

Galgofrauen werden so ab ca. dem 3 oder 4 Galgo auch gerne Hundetrainer, oder noch besser, Tierkommunikatorin. Auch hier erklärt sich mir das nur, durch den unbedingten Sparwillen und dem Versuch, den einen oder anderen Euro regenerieren zu können.

Verständlich bei den Modeansprüchen und den damit verbundenen Kosten.

Übrigens, als Galgofrau mit leicht esoterischem Einschlag (wir nennen das: Gehörig einen an der Klatsche haben, gehört TK (nein, keine Tiefkühlkost sondern Tierkommunikation) dazu wie die Butter zum Brot. Bei Nichtbeachtung erfolgt lebenslanger Ausschluss aus allen Hundegruppen und realen Ausläufen und Windhundtreffen. Und ja nicht darüber lustig machen, wer weiß, wozu die mental und telephatisch (geht auch übers Telefon) alles in der Lage sind (Vodoo, Nadeln, Puppen und so ).

Erziehung:

Die meisten Galgofrauen sind froh, wenn sie nix mit ihrem Hund machen müssen. Der muss nur eins. Edel dastehen, einen auf unantastbar machen und designiert an den Leuten vorbei glotzen. Oder besser noch, durch sie durchglotzen. Umrennen geht auch. Und zwar volle Kanne (siehe Bild oben, kurz vor dem Einschlag – in mich).

Zur Gewissensberuhigung wird jedoch gern an einem Wochenendseminar „Rückruf, schnell und sicher“ oder „Antijagdtraining mit Einsatz einer Hasenzugmaschine“ teilgenommen.

Es steht natürlich zur Auswahl, ob man mit oder ohne Hund teilnimmt. Letzteres wird bevorzugt weil, Halsbänder und Mäntel sind so verdammt teuer und die Seminarkosten günstiger – ohne Hund. Außerdem entgeht man so der Blamage, wenn der eigene Galgo mal wieder so tut, als würde er seinen Halter gar nicht kennen und dann wäre ja auch noch ein „Bindung zum Windhund aufbauen“ Seminar fällig.

Mit einem Rudelstellungsseminar wären sie völlig überfordert, außerdem, seinen Galgo gegen eine schlimmere Tölle tauschen? Nie und nimmer! Das wäre ja vom Regen in die Traufe. Überhaupt hat nur eine Ahnung vom Hund – die Galgofrau, der der Hund gehört.

Podencos kann man übrigens nicht erziehen, sagt gerne die überzeugte, tätowierte, stets bleiche Vollzeitveganpseudotierschützerin.

Herzlichen Dank Volker Fütterer für deine humorvollen Storys!

https://galgoholiker.wordpress.com