Ratgeber Windhund

Die 10 Gebote für die Sicherheit eines ängstlichen Hundes und für alle Windhund Einsteiger:

• Lasse dem ängstlichen Hund viel Zeit und Ruhe, sich an seine neuen Bezugspersonen und an sein neues Lebensumfeld zu gewöhnen.
• Schließe alle Türen in Haus und Garten ab bis du weißt, dass dein Hund Türen nicht eigenständig öffnen kann und gewährleiste, dass niemand sie versehentlich offen lässt.
• Öffne keine Fenster, selbst nicht im 1. Stock. Nur gekippt! Hunde springen durch geöffnete Fenster, wenn sie den Anreiz dazu verspüren, z. B. eine Katze rennt im Garten.
• Leine deinen Hund im Garten in der ersten Zeit nicht ab. Führe ihn so lange im Garten an der Leine, bis er in seinen neuen Bezugspersonen und in deiner Wohnung / Haus ihm Sicherheit bietende Anlaufstellen erkannt hat, zu denen er jederzeit gerne Zuflucht nimmt. Dies ist je nach Ängstlichkeit für mehrere Wochen, mindestens aber für 2 Wochen geboten.
  
• Sichere deinen Hund beim Freilauf im Garten in den ersten 6 Wochen mit einer Schleppleine, die an seinem Sicherheitsgeschirr befestigt wird.
• Lasse deinen Hund niemals unbeaufsichtigt im Garten.
• Erspare deinem ängstlichen Seelchen in den ersten Wochen Spaziergänge, sondern beschränke dich auf den Garten oder suche reizarme und ruhige Wege.
• Danach gehe nur doppelt gesichert - also mit Zugstophalsband und ausbruchsicherem Geschirr an je einer Leine (Keine Flexi-Leine!) befestigt - auf gleichbleibenden, ruhigen Strecken spazieren.
• Sichere deinen Hund im Auto doppelt und fixiere eine Leine im Auto, so dass er nicht aus der sich öffnenden Heckklappe entwischen kann.
• Bleibe im ersten Jahr - bei sehr ängstlichen Hunden auch viel länger! - sehr wachsam gegenüber deinem Hund, selbst wenn er bereits Vertrauen gefasst zu haben scheint. Er kann jederzeit unvorhergesehen wieder in Panik geraten und flüchten wollen.

Ja, bei Windhunden gelten spezielle Regeln. 

Gut gemeinte Knutscheinheiten und mit in den Arm nehmen oder sich über den Hund beugen und von oben den Kopf tätscheln - empfinden viele Hunde aus dem Tierschutz anfangs als bedrohlich. Es dauert eine Weile bis sie das Anfassen und Streicheln als Zuwendung deuten können. Gebt ihm die Gelegenheit, selbst zu bestimmen, wie viel Nähe er wünscht und gebt ihm den Raum euer System zu Hause in Ruhe zu beobachten und kennenzulernen.

Den meisten Hunden ist es eine große Hilfe, wenn bereits schon ein Hund da ist. Das ist eine wertvolle und unverzichtbare Orientierungshilfe bei besonders unsicheren oder sogar angstvollen Tieren. Man kann nicht in wenigen Tagen und Wochen wiedergutmachen, was dem Tier in seinem bisherigen Leben möglicherweise widerfahren ist. Besonders bei Galgos und Greyhounds aus dem Tierschutz. Anfangs brauchen sie viel Schlaf und Ruhe. Lass sie selbst entscheiden, ob sie mit dir auf dem Sofa kuscheln möchten oder nicht. Bei manchen dauert es Monate bis du sie richtig anfassen kannst. Bei unserem Sam hat es fast ein Jahr gedauert, bis wir ihn an den Pfoten und am Kopf anfassen konnten.

Das System "im Haus leben" kennenlernen, das haben fast alle Hunde aus dem Tierschutz nie erfahren.
Ich zeige von Anfang an konsequent und bestimmend wie der Tagesablauf aussieht, wie zum Beispiel:

• Wann stehen wir auf, wobei ich persönlich das Wochenende von den Werktagen unterscheide. 
• Wann geht es zur Gassi-Runde.
• Wann gibt es Fressen und wie oft / das entscheide ich je nach Alter und vielleicht vorliegender Vorerkrankung oder Handicap. 
• Alles hat seine Zeit... Spielphase, Kuschelphase, Trainingsphase, Ruhephase, Alleinsein usw. und jeder braucht seinen Bereich / Raum.

Das hilft besonders, wenn du mehrere Hunde hältst! 

Ab den ersten Tag zeige ich unseren neuen Schützlingen unseren Ablauf. Klar und deutlich! Sie dürfen in Ruhe alles beobachten und wer es von euch noch nicht wissen sollte, Windhunde sind sehr intelligent und einfühlsam. Sie bekommen schnell heraus, was wir von ihnen wollen, sofern wir es mit Ruhe und Geduld zeigen. Du wirst schnell erfahren, dass ein Windhund nur etwas macht, was für ihn Sinn macht. Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen. Wenn du darauf Rücksicht nimmst, werdet ihr euch gemeinsam zu einem guten Team entwickeln.

Das Einführen von Ritualen ist zum Beispiel eine tolle Sache, doch vergesse nicht wie schlau die Windis sind. Schnell wird das ursprüngliche Ritual ausgedehnt und du bist derjenige, der kontrolliert wird und als Untertan seine Aufgaben erhält und zwar mit festen Regeln was Uhrzeit, Qualität der Leckerei und die Häufigkeit betrifft. 
Mit dem Herzen binde ich sie in den Alltag ein, damit sie von Beginn an den Ablauf und uns Zweibeiner kennen lernen können. Ohne Druck und ohne Stress. Mit klaren wenigen Worten und eindeutiger Gestik und Körpersprache. Es hilft dem gerade angekommenen, unsicheren Tier nichts, wenn man es ständig anspricht, anstarrt, anfasst und keinen Raum schenkt. Ganz im Gegenteil - es löst oft vergangene traumatische Erlebnisse aus und erschwert die Eingewöhnung und blockiert das Zusammenwachsen in Bezug auf Vertrauen und Bindung. Die Basis aller Beziehungen, auch die der von Mensch-Hund Beziehung.

Es ist empfehlenswert und wichtig bei Adoption Urlaub zu nehmen, um die erste gemeinsame Zeit mit unseren Neuankömmlingen zu verbringen. Doch alle Aktivitäten zuhause einzuschränken ist keine gute Lösung. Die normalen Abläufe des Alltags sollten eingehalten werden. Jedoch sensibler und rücksichtsvoller und reizarmer!
Es bringt dem Windi nichts, wenn er 24 Stunden, tagelang, rund um die Uhr ständig beobachtet wird und dann wenn du zur Arbeit musst plötzlich allein gelassen wird. Das macht für sie keinen Sinn und geht oft schief. Bitte gewöhne deinen Schützling langsam in immer größeren Intervallen, allein zu bleiben und lasse ihn nicht länger als höchstens 4-5 Stunden allein! Windhunde, wie bereits erwähnt, sind Meister im Anspruch erheben. Was immer du machst, ist Gesetz! Noch einmal, sie lernen wirklich schnell. Also überlege dir vorher gut, was du von deinem Windhund möchtest und was nicht.

 "Adoptierst du einen Windhund, dann kaufe am Besten ein Sofa oder zumindest etwas sehr vergleichbares". Sie sind zwar sehr robust, doch absolute Kuschelmonster... Decken, Kissen, Sofas, Betten usw. 

Wer diesen zarten, sensiblen und liebenswerten Windhunden einmal begegnet ist, kann sich ihrer Faszination nicht entziehen. Vom ersten Tag an steht mein Herz für Jeden meiner Windhunde in Flammen.

Unaufdringlich und voller Anmut sind sie die treuesten und lustigsten Familienhunde, sofern man mit Geduld und Ruhe ihr Herz und ihr Vertrauen erobert hat. Sie werden dein Leben zum Positiven verändern und danken dir deine Fürsorge mit ihrer ganzen endlosen Liebe!

Zuletzt möchte ich euch meine Meinung zur "Tierhaltung" verdeutlichen. Ich lebe mit meinen Tieren und bin gegen Bestrafung und gegen Unterwerfung. Ich lebe auch nicht mit Wölfen zusammen und muss mich daher auch nicht wie ein Wolf in freier Wildbahn verhalten. Auch halte ich nichts von "Zuckerbrot und Peitsche"! 

Wenn man sich für das Zusammenleben mit einem Tier entscheidet, insbesondere aus dem Tierschutz, dann geht den gemeinsamen Weg 

"der Liebe und des Respekts". 

Wir können ja meist nur ihre Vorgeschichte erahnen, doch eines steht ganz klar an 1. Stelle. Tiere werden nicht gerettet, um dann als Roboter bzw. Spielzeug zu enden.

Upsi... ihr seht, es gibt noch so viel zu erzählen. Ich freue mich stets über jeden Austausch mit euch. Über ein Feedback freuen wir uns immer und sind auch stets offen für neue Erkenntnisse in der Tierhaltung. 

Info: 

Als Mitglied im Verein Windhund-Netzwerk tauschen wir uns regelmäßig zu allen Themen - Rund um den Windhund - per Videocall aus.